Nach seiner Schulzeit in Annaberg und einer kurzen Tätigkeit als Maschinenschlosser beschloss Professor Schmiedel, seiner Leidenschaft für die Physik nachzugehen. Er studierte an der renommierten Physikalischen Fakultät der Staatlichen Universität Leningrad und schloss sein Studium 1966 als Diplom-Physiker ab. Anschließend kehrte er nach Leipzig zurück, wo er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Oberassistent an der Karl-Marx-Universität arbeitete.
Sein wissenschaftlicher Weg führte ihn zu einer Promotion bei Professor Dr. Harry Pfeifer im Jahr 1970 über die Theorie der Linienform der kernmagnetischen Resonanz im Festkörper, ein Thema, das den Grundstein für viele seiner späteren Arbeiten legte. Seine zweite Promotion (Promotion B) im Jahr 1974 fokussierte sich auf die Anwendung der Kernspinresonanz zur Erforschung von Elektronenstrukturen und Kernbewegungen in Festkörpern, insbesondere in Zeolithen, und festigte seine Expertise auf dem Gebiet der Hochfrequenzspektroskopie.
Professor Schmiedel wurde 1987 zum ordentlichen Professor für Experimentalphysik an der Universität Leipzig berufen, wo er sich mit großer Hingabe der Lehre und der Forschung widmete. Sein besonderes Interesse galt unter anderem der Physik flüssiger Kristalle, einem komplexen und faszinierenden Bereich, zu dem er durch zahlreiche wegweisende Publikationen beitrug. Zu seinen bedeutenden Arbeiten zählen Untersuchungen zur kernmagnetischen Resonanz, zu den physikalischen Eigenschaften von Flüssigkristallen sowie zur Struktur und Hydratation von Vesikeln. Seine wissenschaftlichen Beiträge wurden in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht, was es ihm ermöglichte, sich trotz zeitgeschichtlicher Herausforderungen als herausragender Physiker international zu etablieren. Professor Schmiedel war korrespondierendes Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und seit 1990 Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Im selben Jahr wurde er zum ersten basisdemokratisch gewählten Direktor der Sektion Physik in Leipzig ernannt.
Neben seiner herausragenden Forschungstätigkeit lag Professor Schmiedel stets auch die akademische Ausbildung der Studierenden am Herzen. Er war ein beliebter und engagierter Lehrer, der es verstand, schwierige physikalische Konzepte verständlich zu machen und seine Begeisterung für die Wissenschaft in weiterzugeben.
Nach seinem Ausscheiden im Jahr 2007 zog sich Professor Schmiedel aus dem aktiven Lehrbetrieb zurück, doch sein Einfluss auf die Physik an der Universität Leipzig und weit darüber hinaus bleibt unvergessen. Er wird in der Erinnerung seiner Kolleg:innen als hervorragender Wissenschaftler und geschätzter Kollege weiterleben, dessen Bescheidenheit, Integrität und Leidenschaft für die Physik ihn ausgezeichnet haben.
Die Fakultät für Physik und Erdsystemwissenschaften wird Professor Dr. Herbert Schmiedel stets ein ehrendes Andenken bewahren.