Werner Riehl wurde am 18. Mai 1926 in Leipzig geboren. Er besuchte hier die 48. Volksschule und die Wilhelm-Wundt-Schule, an der er im Februar 1944 das Abitur ablegte. Nach dem Kriegsdienst in der Technischen Akademie der Luftwaffe in Berlin-Gatow nahm er vorübergehend eine Stelle als Hilfsassistent am von Bombenangriffen schwer getroffenen Physikalischen Institut in der Linnéstraße an.
In den Jahren 1945 bis 1948 unterrichtete Werner Riehl als Neulehrer an der 32. Grundschule in Leipzig und legte im Frühjahr 1948 die erste Prüfung für das Lehramt ab. Danach begann er an der Universität Leipzig das Studium in den Fächern Physik, Mathematik und Pädagogik, welches er 1953 mit der Physik-Diplomprüfung und dem Staatsexamen für das Lehramt Physik an der Oberstufe abschloss. Im gleichen Jahr wurde er Assistent bei Professor Karl Werner in der Fachgruppe Physik der Abteilung Unterrichtsmethodik am Institut für Pädagogik der Leipziger Universität.
Mit einer Dissertation über das Verhältnis von Wissenschaftlichkeit und Fasslichkeit bei der Behandlung von Leitungsvorgängen in Festkörpern im Physikunterricht der Klasse zehn wurde Werner Riehl im Februar 1963 an der Philosophischen Fakultät der KMU zum Dr. paed. promoviert. Im September 1963 übernahm er, zunächst als Lektor, dann mit der Wahrnehmung einer Dozentur betraut und sieben Jahre später zum Hochschuldozenten mit facultas docenti ernannt, als Nachfolger von Professor Karl Werner die Leitung der Fachgruppe Physikmethodik, die er 28 Jahre lang führte. In dieser Zeit erwarben viele Jahrgänge von Lehrerstudierenden der Fachkombination Physik/Mathematik durch ihn und seine Mitarbeitenden ihr theoretisches und schulpraktisches Rüstzeug zur Didaktik und Methodik des Physikunterrichts für den erfolgreichen Einstieg in ihr Berufsleben.
Besondere organisatorische Herausforderungen ergaben sich in seiner Amtszeit durch mehrmalige Umzüge, einschließlich des umfangreichen Bestandes an Lehrmitteln und Experimentiergeräten in andere Arbeits- und Unterrichtsräume. Schließlich fand die Arbeitsgruppe in der vierten und fünften Etage des Universitätshochhauses am Augustusplatz ihre wichtigste Heimstatt. Dort blieb sie, über das Ausscheiden Werner Riehls aus dem aktiven Berufsleben im September 1991 hinaus, bis Ende der 1990er Jahre.
Im Zuge der dritten Hochschulreform erfolgte 1969 die Eingliederung der Physikmethodik als eigenständige Arbeitsgruppe (ab September 1981 als Wissenschaftsbereich) in die neugegründete Sektion Physik. Die engere Bindung an das Fach brachte viele Vorteile und wirkte sich fördernd auf die Ausbildung von Lehrerstudierenden der Fachkombination Physik/Mathematik aus.
Werner Riehl brachte seine reichhaltigen Erfahrungen als Lehrer und Methodiker auch in zentralen Gremien der Lehrerbildung ein. So war er ab 1963 Mitglied einer Arbeitsgruppe des Wissenschaftlichen Rates beim Ministerium für Volksbildung der DDR und seit 1964 Vorsitzender der Studienprogrammkommission Physik-Methodik. In dieser Zeit entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit allen an den damaligen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen der DDR tätigen Physikmethodikern. Für die abgestimmte physikmethodische Ausbildung entstanden unter Federführung der Zentralen Fachkommission Physik, die Werner Riehl leitete, Lehrmaterialien für das Praktikum Physikalische Schulexperimente, die Schulpraktischen Übungen und die Theoretische Ausbildung. Spezielle Beiträge aus der Feder Werner Riehls zur Elektrizitätslehre und zur Elektronik fanden Eingang in Lehrmaterialien und Schulbücher.
Die Forschung des Wissenschaftsbereichs konzentrierte sich unter Werner Riehl auf die bereits von Karl Werner initiierte Einführung der modernen Physik in den Physikunterricht und Untersuchungen zur Fähigkeits- und Könnensentwicklung der Schülerinnen und Schüler, letztere im Rahmen der fachübergreifenden Forschungsgemeinschaft „Schülertätigkeiten“. Von ihm betreut entstanden hierzu die Dissertation B von Ines Grosche (1979) und sechs Dissertationen A.
Inhalt und Ausgestaltung des Elektronikkurses in den Klassenstufen neun und zehn nahm im Rahmen von Forschungsprojekten einen breiten Raum ein, wobei eine enge Kooperation mit der Schulpraxis bestand. Interessierte Lehrerinnen und Lehrer waren ebenso einbezogen wie zahlreiche Lehramtsstudierende, die sich in ihren Abschlussarbeiten Themen zum Elektronikkurs zuwandten.
Unter der Leitung von Werner Riehl war der Bereich in den 1980er Jahren auf elf Mitarbeitende angewachsen und für ein umfangreiches Lehrprogramm zuständig, das aus den Vorlesungen und Seminaren zur Methodik des Physikunterrichts, dem Praktikum Physikalische Schulexperimente, den Schulpraktischen Übungen und dem Großen Schulpraktikum bestand. Hinzu kamen noch Mentorenberatung und Lehrerfortbildung im Kurssystem.
Werner Riehl war und ist vielen Leipziger Physiklehrenden als eine „Institution“ bekannt. Seine zahlreichen Studierenden verdanken ihm und seinen Mitarbeitenden eine praxisorientierte Ausbildung, Sicherheit beim Experimentieren und die Fähigkeit, Schülerinnen und Schüler zu aktivieren und zu begeistern. Auch im hohen Alter riss der Kontakt Werner Riehls zur ehemaligen Wirkungsstätte nicht ab, ebenso wie zu seinen Mitstreitern, mit denen ihm stets eine vertrauensvolle Zusammenarbeit verband.
Wir als seine einstigen Studenten und langjährigen Weggefährten werden Werner Riehl in dankbarer Erinnerung behalten.
Wolfgang Oehme, Günter Schellenberg, Peter Rieger