Konrad Kreher wurde am 14. Februar 1935 in Neukirchen im Erzgebirge geboren. Im Jahre 1953 legte er das Abitur in Chemnitz ab und nahm das Physikstudium in Leipzig auf, das er 1959 mit einer Diplomarbeit über Aufladungserscheinungen an fotoleitenden Kristallen abschloss. Danach war er als Assistent zunächst bei Gustav Hertz und nach dessen Emeritierung 1961 bei Artur Lösche tätig. Im Jahre 1963 wurde er mit der Arbeit „Untersuchung der Elektronenstrahlinduzierten Leitfähigkeit von CdS-Einkristallen“ promoviert. Danach war er bis 1969 Oberassistent bei Artur Lösche. In diesem Jahr habilitierte er sich mit der Schrift „Deutung der Lumineszenzeigenschaften von Komplexverbindungen der seltenen Erden auf der Grundlage eines Konfigurationskoordinatendiagramms“.
1970 wurde Konrad Kreher zum Dozenten für Experimentalphysik ernannt. In diese Zeit fällt die von ihm mitgeprägte Gründung der intersektionellen „Arbeitsgemeinschaft AIII-BV-Halbleiter“, deren Tätigkeit er neben Konrad Unger und Ehrenfried Butter in den folgenden Jahrzehnten mitgestaltete. 1990 wurde er zunächst zum außerordentlichen Professor und 1992 zum Professor für Experimentalphysik nach neuem Recht berufen. Von 1993 bis 2000 war er Sprecher der Abteilung Halbleiterphysik. Im September 1991 wurde die Sektion Physik in den Fachbereich Physik überführt. Konrad Kreher wurde mit der Stellvertretung des Fachbereichsleiters für den Bereich der Lehre betraut. Im Hinblick auf die Erneuerung aller Struktureinheiten der Universität arbeitete er auf der Grundlage des „Profils des Fachbereichs Physik der Universität Leipzig“ von 1992 intensiv daran mit, vor allem neue Rahmenbedingungen für Lehrangebote und Studienpläne zu gestalten. Mit großem Engagement gelang es ihm, auch in dieser Zeit die Arbeitsbedingungen für die Halbleiterforschung zu erhalten und zu stärken.
Seine Interessen galten anfänglich den ferroelektrischen Halbleitern, zum Teil in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kristallographie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Ab 1970 lagen seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre in der Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen der Halbleitereigenschaften. Deshalb war er ab 1970 innerhalb der Abteilung Halbleiterphysik vor allem in der Gruppe Halbleitertheorie verankert. Sein Interesse galt hauptsächlich elektronischen und optischen Eigenschaften von III-V-Halbleitern, speziell in Mikrostrukturen und Heterostrukturen für die Optoelektronik. Seine fundierten theoretischen Kenntnisse führten 1973 zu seiner Monografie „Festkörperphysik“. Darüber hinaus lieferte er wertvolle Beiträge zu einer Reihe von Büchern von Autorengemeinschaften. In den achtziger Jahren interessierten ihn speziell Solarzellen und deren Einsatz zum Schutze der Umwelt. In diesem Zusammenhang lehnte er schon damals den ungehemmten Kohleabbau in der Umgebung von Leipzig strikt ab. Von 1994 bis 1996 leitete er federführend das Teilprojekt „Untersuchung von III-V-HalbleitercIustern mit Nanometerdimension in Festkörpermatrizen“, wobei auch der Einbaumechanismus der Halbleitercluster in Zeolith-Hohlräume untersucht wurde. Stets war es ihm ein Anliegen, mit seinen theoretischen Kenntnissen die Experimentalphysiker beim Verständnis ihrer Messergebnisse zu unterstützen.
Zu seiner Lehrtätigkeit gehörten Vorlesungen zur Festkörperphysik, Halbleiterphysik, Gruppentheorie, Laserphysik und Nutzung der Solarenergie. Auf den AIII-BV-Halbleiter-Herbstschulen, die über einen langen Zeitraum regelmäßig stattfanden, gab er sein Wissen an die zahlreichen Teilnehmer aus allen Bereichen der Halbleiterforschung und Halbleiterindustrie weiter. Er verstand es wie kaum ein anderer, komplizierte Themen auf einfache Weise darzustellen und mit Übungen zu verknüpfen, die das Verständnis förderten. Als Vertrauensdozent wirkte er in der Studienstiftung des Deutschen Volkes von 1993 bis zu seiner Emeritierung am 31. März 2000 mit.
Konrad Kreher war ein fachlich außerordentlich geschätzter, bescheidener und beliebter Kollege. Legendär war seine heiteren Beiträge in vielen geselligen Runden, aus denen zuweilen geflügelte Worte in der großen Halbleitergemeinde entstanden.
Wir werden Konrad Kreher mit seiner hohen fachlichen Kompetenz, seiner großen Hilfsbereitschaft und seiner herzlichen Kollegialität immer in dankbarer Erinnerung behalten.
Leipzig, im Dezember 2021
Prof. Dr. Christoph Jacobi, Dekan der Fakultät
Prof. Dr. Marius Grundmann, Sprecher des Freundeskreises