Lokale Pfade zur Fluvialen Anthroposphäre an Echaz (Rhein) und Eger (Donau). Eine vergleichende Analyse von ca. 1100 bis 1800 n. Chr.

Einblick in die Feldforschung

Bohrungen an der Echazaue

Forschungsziele 

Unser Projekt untersucht lokale Pfade zur Fluvialen Anthroposphäre und zugrundeliegende sozio-ökologische Prozesse in Mittelalter und vorindustrieller Neuzeit. Es liefert eine integrierte multidisziplinäre Beschreibung fluvialer Gesellschaften und Auen, die durch ein Bündel miteinander verwobener Themenfelder archäologisch, geowissenschaftlich und historisch analysiert werden. Um lokale Besonderheiten von allgemeinen Trends zu unterscheiden, werden die Auen von zwei ähnlichen süddeutschen Karstflüssen 3. Ordnung, Echaz (Rhein) und Eger (Donau) mit ihren Nebenflüssen, systematisch verglichen. Beide Flüsse sind heute ausgeprägte fluviale Anthroposphären. Von ca. 1100 bis 1800 n. Chr. haben städtische Akteure, Adel, Kloster- und Dorfgemeinschaften beide Auen auf lokal sehr unterschiedliche Weise tiefgreifend verändert.

Das Projekt fokussiert auf sechs Themen und Kernhypothesen:

1. Die Analyse der Wasserkraftnutzung: Wir gehen davon aus, dass lokale Chronologien und Verbreitungsintensitäten in mehreren prägenden Phasen zu individuellen Pfadabhängigkeiten und Auswirkungen auf Auen und Gesellschaften führten

2. Die Rekonstruktion der Auswirkungen des städtischen Handwerks und der Abfallentsorgung auf die Auenverschmutzung: Wir gehen davon aus, dass Städte die Hauptverursacher vorindustrieller Verschmutzung mit einem spezifischen Fußabdruck flussabwärts sind, der im 13. bis 15 Jahrhundert deutlich zunimmt.

3. Die Rekonstruktion von Wasserbaumaßnahmen: Wir gehen davon aus, dass Mühlen, städtische Wasserwirtschaft und Landnutzung in den Auen ein Netzwerk künstlicher Kanäle schufen, wobei das 13. und 14. Jahrhundert eine prägende Rolle spielt.

4. Die Rekonstruktion der Landnutzung in der Aue: Wir gehen davon aus, dass seit dem 12. und 13. Jahrhundert mit großen raumzeitlichen Unterschieden und Folgen extensiv beweidete Feuchtwiesen in bewirtschaftete Wässerwiesen und entwässerte Felder umgewandelt wurden.

5. Die Rekonstruktion menschlicher Einflüsse auf die aquatische Fauna: Wir gehen davon aus, dass Kanalbau, Wasserkraftnutzung, Fischerei und Wasserverschmutzung erhebliche Auswirkungen auf die aquatische Biodiversität hatten und diese Auswirkungen, ihre räumlichen Muster und sozialen Folgen ab dem 13. Jahrhundert in verschiedenen Archiven nachweisbar sind.

6. Die Analyse von Rechten und Konflikten zwischen verschiedenen Akteuren: Wir gehen davon aus, dass individuelle und lokal konfligierende Interessen zur Fluvialen Anthroposphäre führten und wichtige Weichenstellungen im 13. bis 14. Jahrhundert erfolgten.

Methodischer Ansatz

Auf der Grundlage einer multidisziplinären Bewertung unserer Schlüsselhypothesen werden wir das spezifische raumzeitliche Muster der Entstehung der Fluvialen Anthroposphäre von ca. 1100 bis 1800 n. Chr. herausarbeiten. Dies wird auf der Grundlage neuer Indizes für anthropogene Einflüsse und differenzierter raumzeitlicher Modellierung geschehen, um übertragbare und skalierbare Ergebnisse zu erhalten.

Unser Forschungsgebiet

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die Flusssysteme und Überschwemmungsgebiete der Echaz (links) und der Eger (rechts) mit den wichtigsten Bereichen der Feldarbeit, Abbildung: Lukas Werther
Die Flusssysteme und Überschwemmungsgebiete der Echaz (links) und der Eger (rechts) mit den wichtigsten Bereichen der Feldarbeit, Abbildung: Lukas Werther
  • Schön, Marcel, Elemente der Fluvialen Anthroposphäre im Echaztal bei Reutlingen, in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte 7 (2024), S. 31–35, DOI: https://doi.org/10.26012/mittelalter-32750.

Reutlingen Archiv 2023 (Sonderschwerpunktprogramm "Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre")

Einblick in die Archivarbeiten

Doktorand Marcel Schön zeigt Einblicke in die Arbeit mit historischen Quellen zu Gewässerkonflikten.

Echaz im Mittelalter

Einblick ins Mittelalter

Projektleitung

Prof. Dr. Peter Frenzel

Prof. Dr. Peter Frenzel

Principal Investigator

Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Geowissenschaften
Burgweg 11
07749 Jena

Telefon: +49 3641 948619
Telefax: + 49 3641 948622

Prof. Dr. Sigrid Katharina Hirbodian

Prof. Dr. Sigrid Katharina Hirbodian

Principal Investigator

Eberhard Karls Universität Tübingen
Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften
Wilhelmstraße 36
71074 Tübingen

Telefon: +49 7071 29 78514

Dr. Peter Kühn

Dr. Peter Kühn

Principal Investigator

Eberhard Karls Universität Tübingen
Institut für Geographie
Rümelinstraße 19-23
72070 Tübingen

Telefon: +49 7071 29 74896

Prof. Dr. Gerrit Schenk

Prof. Dr. Gerrit Schenk

Committee Member

Technische Universität Darmstadt
Mittelalterliche Geschichte
Residenzschloss 1
64283 Darmstadt

Telefon: +49 6151 16 57319

Dr. Ulrike Werban

Dr. Ulrike Werban

Principal Investigator

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Department Monitoring- und Erkundungstechnologien
Permoserstraße 15
04318 Leipzig

Telefon: +49 341 6025 1989

PD Dr. Lukas Werther

PD Dr. Lukas Werther

Committee Member

Römisch-Germanische Kommission (RGK)
Deutsches Archäologisches Institut
Palmengartenstraße 10-12
60325 Frankfurt am Main

Telefon: +49 69975818 18

Prof. Dr. Christoph Zielhofer

Prof. Dr. Christoph Zielhofer

Principal Investigator

Johannisallee 19a
04103 Leipzig

Telefon: +49 341 97 - 32965
Telefax: +49 341 97 - 32799

Unser Team

 Iris Ophelia Nießen

Iris Ophelia Nießen

Postdoc

Straße des 17. Juni 2
04107 Leipzig

Telefon: +49 341 97 - 30345

 Snježana Pejdanović

Snježana Pejdanović

Doktorandin

Eberhard Karls Universität Tübingen
Bodenkunde und Geomorphologie
Rümelinstraße 19–23
72070 Tübingen

Telefon: +49 07071 29 74 081

 Marcel Schön

Marcel Schön

Doktorand

Eberhard Karls Universität Tübingen
Philosophische Fakultät
Wilhelmstraße 36
742074 Tübingen

Telefon: +49 07071 2974975

 Ella Quante

Ella Quante

Doktorandin

Max-Planck-Institut für Geoanthropologie
Abteilung für Archäologie
Kahlaische Straße 10
07745 Jena

 Ema Zvara

Ema Zvara

Doktorandin

Physische Geographie
Johannisallee 19a
04103 Leipzig

Telefon: +49 341 97 - 38602

Co-Investigator

Prof. Dr. Kathryn Fitzsimmons

Prof. Dr. Kathryn Fitzsimmons

Co-Investigator

Eberhard Karls Universität Tübingen
Geo- und Umweltnaturwissenschaften
Schnarrenbergstraße 94-96
72076 Tübingen

Telefon: +49 7071 29 74783

Dr. Birgit Schneider

Dr. Birgit Schneider

Co-Investigator

Physische Geographie
Johannisallee 19
04103 Leipzig

Telefon: +49 341 97 - 38578
Telefax: +49 341 97 - 32979

Kooperationspartner

Dr. Michael Kienzle

Dr. Michael Kienzle

Kooperationspartner

Eberhard Karls Universität Tübingen
Philosophische Fakultät
Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
Schloss Hohentübingen
72070 Tübingen

Das Team

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Elf Personen stehen nebeneinander
Iris Nießen, Peter Frenzel, Marcel Schön, Ema Zvara, Snježana Pejdanović, Ella Quante, Ulrike Werban, Peter Kühn, Lukas Werther, Gerrit Schenk, Christoph Zielhofer, Foto: Victor S. Brigola